Nachhaltigkeit ist heutzutage in aller Munde. Architektur- und Mobilitätskonzepte sind ebenso nachhaltig wie Einrichtungsgegenstände, und sogar die Mode sollen dieses Qualitätskriterium aufweisen.

Der Vortrag geht der Frage nach, ob sich dieses kluge Konzept der Nachhaltigkeit im Schwarzwald von einst nachweisen lässt. Der karge Schwarzwald war einst ein so arm ausgestatteter Lebensraum, dass keine Ressourcen verschwendet werden konnten. Im Vortrag werden die verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereiche beleuchtet: Wie wurde gebaut? Welche Ansätze zur Ressourcenschonung lassen sich darin finden? Wie funktionierte das energetische Konzept eines Schwarzwaldhauses? Warum war gerade die offene Entrauchung hochgradig energieeffizient? Aber auch die Wirtschaftsform wird genau angeschaut: Die Feldbewirtschaftung ist gut überliefert und noch halbwegs erinnert. Aber kaum jemand weiß heutzutage noch, wie beispielsweise die menschlichen Fäkalien dem Stoffkreislauf wieder zugeführt bzw. häusliche Abwässer umweltverträglich geklärt wurden.

 

Diese Konzepte der geschlossenen Stoffkreisläufe setzten sich im ländlichen Haushalt fort: Kaum würde man denken, dass der „Helmesack“ trotz der fehlenden Möglichkeit des Reinigens oder Waschens eine zumindest einigermaßen hygienische Einrichtung war, die überdies gratis zu haben war und letztlich noch als Einstreu im Stall diente.

Bis zur Erfindung des Einmachglases wurden auch Lebensmittel energiesparend haltbar gemacht. Immer hat es jedoch nicht funktioniert mit dem Konzept. So gab es im Schwarzwald eine Zeit des Raubbaus am Wald, und es ist anzunehmen, dass auch die Ochsenzucht im großen Stil, ausgelöst durch eine erstaunliche Fleischexportwelle, kaum noch als integriertes Konzept einer nachhaltigen Landwirtschaft anzusprechen ist.

Der Vortrag ist angelegt als populärwissenschaftliche Darlegung. Manch ältere Zuhörerin, manch älterer Zuhörer mag sich an einiges erinnern. Manches wird aber auch für jene Interessierte schon in einer lang entrückten Vergangenheit liegen und sich fremd anhören – die Wissenschaft klaubt sich diese Kenntnisse, die einst jeder Schwarzwälder überlebensnotwendiger Weise hatte – erst wieder neu zusammen.

Referent Dr. Stefan Blum / St. Georgen

 

Die Heimathausgruppe lädt am Mittwoch, 16. November um 19:30 Uhr zum Vortrag im katholischen Pfarrsaal ganz herzlich ein.

Dr. Stefan Blum
Dr. Stefan Blum
2020 Stefan Blum im Heimathaus
2020 Stefan Blum im Heimathaus