Geradezu Begeisterung löste Fred-Jürgen Becker mit seinem äußerst humorvollen Beitrag zur Tennenbronner Schulgeschichte von 1970- 1985 aus. Zuvor hatten schon seine beiden Vorredner, vor annähernd 130 Zuhörern, die zuvor liegenden Zeitabschnitte glänzend beleuchtet.

Als erster Referent berichtete Günter Buchholz von den Anfängen des Schulwesens in unserer Gegend und insbesondere vom ersten Lehrer der  Gemeinde Evangelisch Tennenbronn, Mathias Reuter, einem Bauer aus dem Trombach,  der 1874 als erster Schulmeister in Tennenbronn die Schüler „bearbeitete“, wie es in historischen Quellen formuliert ist. Sehr interessant waren seine Ausführungen zur Visitation der Tennenbronner Schulen durch Schuldekan Ludwig aus Hornberg, der nicht nur bauliche Mängel auflistete – “ … die Kathol. Schule befinde sich in einer elenden Bretterhütte“- , sondern auch den Bildungsstand der Schüler überprüfte -„… der Gesang der Schüler beschränkt sich auf die einfachsten Melodien, weil der Schulmeister selbst nicht mehr versteht“. Über verschiedenste Episoden, z.B. vom Hilfslehrer, der mangels eigener Wohnung in einem Bretterverschlag im Klassenzimmer schlafen musste, beschloss Günter Buchholz seinen sehr kurzweiligen Vortrag über die Anfänge der Beschulung in Tennenbronn, welcher bei den Zuhörern einmal ungläubiges Staunen und dann wieder große Heiterkeit auslöste.

Unterstützt durch interessantes Bildmaterial und viele historische Aufnahmen lenkte anschließend Fritz Grießhaber den Blick auf die Schulgeschichte der beiden anfangs noch eigenständigen und ab 1922 vereinigten Gemeinden in Tennenbronn. Ausgehend von der Einweihung des neuen Schulhauses in Evangelisch Tennenbronn, welches 1902 nach dem Dorfbrand neu erbaut wurde und der Schule von Katholisch Tennenbronn im alten Rathaus, zeigte der Referent sehr interessante Fotos von den beiden Schulhäusern sowie verschiedenste Klassenfotos, aber auch Fotos zu den Schülerutensilien wie Griffelkasten, Schiefertafel und Schulkiste. Nach seinen Recherchen gingen 1895 ca. 350 Schüler in den beiden Tennenbronner Gemeinden zur Schule. Über die Einführung des „Haushaltsunterrichts“ 1911 , die Nähschule und die Kochschule mit der Lehrerin Berta Fleig, bzw. „d‘ Kochberte“, wie einer der älteren Zuhörer feststellte,  berichtete Grießhaber über die Probleme bei der Zusammenführung der beiden eigenständigen Schulen,  nach dem Zusammenschluss der beiden politischen Gemeinden Katholisch – und Evangelisch Tennenbronn. Über den Unterricht in der NS-Zeit, eine Phase der gemeinsamen Schulspeisung bis zu  Problemen mit unpassenden Kinowerbung an der neu erbauten Festhalle, zeigte Grießhaber in einem sehr interessanten Filmausschnitt das Schulleben um 1959 . Dies war sicher einer der Höhepunkte des Abends, erkannten sich doch viele der anwesenden Gäste als kleine Kinder im Film wieder. Auch die Namen der damaligen Lehrer waren immer wieder aus den Reihen des begeisterten Publikums zu hören. Mit dem Neubau des Schulzentrums auf dem Gelände des Wiesenbauernhofes 1964 endete dieser Zeitabschnitt.

Fred-Jürgen Becker, der ab 1970 in der neuen Tennenbronner Schule unterrichtete, beleuchtete anschließend den folgenden Zeitabschnitt bis 1985. Dabei führte er die Zuhörer anhand von drei einschneidenden Ereignissen durch diese bewegten Jahre: Erstens einem Brief der Schulkonferenz 1970 , schon 6 Jahre nach dem Bezug des neuen Schulgebäudes, mit der Bitte um Erweiterung der neuen Schule, zweitens einem Protokoll einer Elternversammlung 1974, in dem der Zusammenschluss der Tennenbronner und Hardter Hauptschule beschlossen wurde und drittens einem Bericht über die Schule in der Sonderbeilage zur 800-Jahrfeier der Gemeinde Tennenbronn 1979.  Ausgehend vom Bau der neuen Schule 1964 mit Haupt- und Nebengebäuden für 3 Millionen Mark, stellte Becker die Veränderung der Schüler- und Klassenzahlen in dieser Zeit dar. Dabei wurde nach seinen Recherchen der absolute Schülerhöchststand nach dem Zusammenschluss der Tennenbronner mit der Hardter Hauptschule im Schuljahr 1974/75 mit unglaublichen 750 Schülern in 24 Klassen erreicht.  Dies machte den zusätzlichen Bau von Schulcontainern und die Aufstockung der bisher 24 Lehrkräfte erforderlich. Mit seinen unterhaltsamen  Ausführungen zu einzelnen Lehrkräften und einem Blick hinter die Kulissen des damaligen Kollegiums, kam Becker abschließend auf die „gute Seele“ der Schule Hausmeister Josef Ketterer zu sprechen. In einer humoristischen, glänzend vorgetragenen Parodie, auf das sehr beliebte Hausmeisteroriginal, setzte Becker einen fulminanten und vielbeklatschten Schlusspunkt ans Ende seines äußerst  gelungenen Vortrags.

Mit  den Stichworten Umbau, Sanierung, Wandel und Veränderung stellte abschließend die jetzige Schulleitrinn Tanja Witkowski die jüngste Schulentwicklung von 1986 bis in die heutigen Tage vor.ausmeister Josef

Während Anfang der neunziger Jahre die Schülerzahlen stabil und die Hauptschule neben der Grund- und der Werkrealschule anerkannt war,  ging Witkowski später auf die sinkenden Schülerzahlen ein, welche letztendlich 2012 zur Schließung der Hauptschule in Tennenbronn führten. Über die Einführung der verlässlichen Grundschule und das zwischenzeitlich breite Zusatzangebot in verschiedensten AG’s, kam die Schulleiterin auf die aktuelle Situation der Grundschule mit derzeit 115 Schülern und 10 Lehrkräften zu sprechen. Ein abschließenden Blick auf das zeitgemäße Unterrichtsangebot mit offenen Unterrichtsformen, individueller Förderung und differenzierten Lernformen machte deutlich, wie auch in der Tennenbronner Grundschule neue Unterrichtsformen praktiziert  und umgesetzt werden.

 

Der Vorsitzende der Heimathausgruppe Robert Hermann schlug in seinen abschließenden Dankesworten noch einmal den Bogen von den Anfängen der Tennenbronner Schule bis in die heutigen Tage. Die Veränderung der Einstellung zur Bildung über die Jahrhunderte hinweg, aber auch die über fast alle Zeitabschnitte feststellbare Identifikation der Bürger mit „ihrer  Schule“  waren deutlich feststellbare Aspekte in dem sehr abwechslungsreichen und gleichzeitig sehr unterhaltsamen Abend, der wie ein Besucher abschließend anerkennend äußerte „Ein wahrlich würdiger Schlusspunkt, hinter das 50-jährige Jubiläums der Grundschule Tennenbronn“ bildete.

Die Vorträge sind für den persönlichen Gebrauch auf DVD über die Projektgruppe Heimathaus erhältlich.

Pressespiegel

Aus: Südkurier vom 23. 10. 2015 von Werner Müller

Wechselvolle Schulgeschichte lebt wieder auf

Zum Abschluss des Jubiläums 50 Jahre neue Schule in Tennenbronn fand der Vortrag Tennenbronner Schulgeschichte(n) statt. Dazu hatte sich die Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus viel vorgenommen. Vier Referenten berichteten aus frühester Geschichte der Tennenbronner Schule bis in die Neuzeit. mehr