Wie die „Eichbacher“ zu Tennenbronnern wurden

„Wo in Tennenbronn liegt Kleinschiltach?“ Mit dieser Frage stieg Alfred Kunz in die Thematik zu den Klosterhöfen des Klosters St. Georgen in seinen Vortrag ein.

Eines der wichtigsten Ereignisse für Tennenbronn unter badischer Herrschaft war ein großer Höfetausch zwischen den Gemeinden Evangelisch Tennenbronn und der Gemeinde Langenschiltach. Vielen Zuhörern war völlig unbekannt, dass ein großer Teil der Gemeinde Evangelisch Tennenbronn im Bereich des heutigen Langenschiltach lag und umgekehrt, große Teile Tennenbronns im Eichbach, der Falken, der Langenbacherhof mit seinem Gebiet im vorderen Affentäle bis hinauf auf’sEckle, der Mittelberg bis zur Hub, die Linde im Dobel und sogar das als Urzelle von Tennenbronn angesehene Gebiet des „Dörfle“ um die evangelische Kirche mit Adler, Krone und Löwen zur Gemeinde Langenschiltach gehörten. Gleichzeitig gehörten damals das heutige Ortszentrum von Langenschiltach und Teile des Schachenbronns zur Gemeinde Evangelisch Tennenbronn.

Diese kuriose Situation ist entstanden, weil die ehemaligen Höfe des Kloster St. Georgen nach der Neuordnung der Gemeindeverhältnisse durch die badische Regierung um 1820 zur Gemeinde Langenschiltachgeschlagen wurden. Erst im Frühjahr 1836 beendete ein Erlass diese kuriose Situation. Mit einem großen Höfetausch sollten Grenzen geschaffen werden, die -wie es hieß- „mit der natürlichen Lokalität“ besser übereinstimmten. 24 Höfe von Evangelisch Tennenbronn wechselten ihre Gemeindezugehörigkeit nach Langenschiltach. Im Gegenzug wurden 23 Höfe von Langenschiltach der Gemeinde Evangelisch Tennenbronn zugeschlagen.

In einer Liste, die damals angefertigt worden ist, und jetzt im Staatsarchiv Freiburg aufbewahrt wird, sind die Namen der vom Tausch betroffenen Personen aufgeführt. Genannt werden neben dem Vorstand des Haushalts, die zugehörige Ehefrau und die Anzahl der Söhne und Töchter. Insgesamt mussten 194 Personen, die sich 63 Haushalten zuordnen ließen, ihre Gemeindezugehörigkeit wechseln. Evangelisch Tennenbronn wurde durch diesen Wechsel in seiner Bevölkerungszahl entscheidend zurückgeworfen. Welch ein brachialer Umbruch, denn wem ist bewusst, dass die Kernzelle Tennenbronns um die evangelische Kirche einmal zu Langenschiltachgehört hat oder selbst Bürger in Unterschiltach er erst durch den damaligen HöfetauschTennenbronnerBürger geworden ist!

Im zweiten Teil seines Vortrags ging der Referent auf die einzelnen Klosterlehen in Tennenbronnen ein.  Detailliert beleuchtete er die Geschichte und die Familien der betroffenen Bereiche beim Lehenbei der Kirche, dem sogenannten Langenbacher Hof unterm Dorf, dem Lehen im Eichbach, dem Falkenhof, dem Lehen an der Linde  und an der Weiherhalde und dem Lehen in Unterschiltach und auf der Hub. Schon im Güterbuch des Klosters St. Georgen aus dem 13. Jahrhundert sind unter der Überschrift  „in Tennenbrunnen“ mehrere Höfe  vermerkt. Einer davon wird mit dem Ausdruck „Curia“ bezeichnet, was darauf deutet, dass sein Inhaber wohl der Verwalter für die Lehenshöfe in der Umgebung war.

Zum Schluss kam Alfred Kunz nochmals auf das eingangs erwähnte „Kleinschiltach“ zurück. Auf einer württembergischen Karte von 1803 – also weit vor dem Höfetausch – steht zwischen Gersbach und Schwarzenbach die Gebietsbezeichnung  „Kleinschiltach“ für diese ehemaligen St. Georgener  Klosterhofgebiete, die einen beachtlichen zusammenhängenden Teil innerhalb der Gemarkungsgrenzen des heutigen Tennenbronns ausmachten.Somit schloss sich ein bisher nur wenig bekannterBogen unserer Dorfgeschichte. Mit seinem Vortrag machte Alfred Kunz wieder einmal überdeutlich, wie Tennenbronns Vergangenheit nur aus dem Wissen und der Kenntnis der drei Wurzeln, der hornbergischen -, der schrambergischen – und daneben auch der Sankt Georgener Wurzel,zu verstehen und begreifen ist.

In seinen abschließenden Dankesworten hob der Vorsitzende der Heimathausgruppe Robert Hermann die fachliche Qualität und die Bedeutung der Geschichtsforschung für unsere Gemeinde durch Alfred Kunz hervor. Er hat mit seinem Vortrag zum wiederholten Mal ein ganz wichtiges, und für viele völlig unbekanntes Geschehen über die Entstehung der heutigen Ortsgrenzen detailliert und umfassend beleuchtet. Ein unschätzbarer Wert für die Erhaltung unserer Ortsgeschichte!

Der Vortrag ist für den persönlichen Gebrauch auf DVD über die Projektgruppe Heimathaus erhältlich.

Pressespiegel

Aus: Schwarzwälder Bote vom 25. 10. 2018 von Christoph Ziechaus

Sogar die Heizzeiten waren vorgeschrieben

Beim großen Höfetausch vor 182 Jahren wechselte die Obrigkeit mehr als 60 Höfe, eröffnete Alfred Kunz seinen Vortrag. Die Geschichte von Tennenbronn sei nicht nur von zwei Konfessionen geprägt, sondern auch von den drei Herrschaftsbereichen von Hornberg, Schramberg und dem Kloster St. Georgen.  mehr