Franz Sengle wurde sein Mut seine Meinung gegenüber der menschenverachtenden Ideologie des Nazi_Regimes zu äußern zum Verhängnis.
Der Tennenbronner wurde 1940 im KZ-Dachau ermordet.

Der Vorsitzende der Heimathausgruppe, Robert Hermann, recherchierte zum Leben von Franz Sengle, geboren am 7. Juli 1898, aufgewachsen an der Purpenhalde. „Er war halt anders wie seine Geschwister, er war halt das schwarze Schaf der Familie“, erinnerte sich einer der Befragten, so Hermann. Hilfesuchend schrieb seine Mutter an den Vater, der als Soldat im 1. Weltkrieg war, er solle veranlassen, dass der Franz in den Krieg eingezogen werden soll. So musste Franz Sengle mit 17 Jahren in den Krieg ziehen. Franz Sengle hat den Krieg mit einer Verletzung am Kopf überstanden. Seine Verbitterung war nach der Rückkehr aber so groß, dass er nach dem Krieg sein Heimathaus nicht mehr betreten hat. In diesen Jahren verlor sich auch seine Spur. Erst nach 1925 gab es Hinweise, dass Franz Sengle im Einbachtal, Harmersbach und Nordrach als gesuchter Fachmann für landwirtschaftliche Maschinen tätig war. Bei der Installation eines Wasserrades kam Franz Sengle Ende der 20ziger Jahre ins Haus der Familie Echle im Laßgrund im Einbachtal. Bei seiner Arbeit lernte er seine spätere Frau Anna Echle kennen. Nachdem Anna, welche viel jünger war, schwanger wurde, durfte Franz Sengle das Haus im Laßgrund nicht mehr betreten. Erst nach der Geburt des Kindes – Sohn Karl wurde 1934 geboren – durfte Franz Sengle im Laßgrund wohnen. Die Eltern waren gegen die Verbindung und die Heirat der Tochter mit dem 17 Jahre älteren Franz Sengle. Trotz aller Widerstände fand die Hochzeit im Mai 1935 in der Zeller Wallfahrtskirche statt.

Franz Sengle war ein Freigeist. Er wollte und konnte sich nicht verbiegen. Klar und unmissverständlich äußerte er, ungeachtet der NS-Sympathisanten im Tal, seine Meinung gegenüber den Nationalsozialisten: Die befragten Einbacher bestätigten, dass der Grund der Verhaftung seine politische Gesinnung gewesen wäre, die er öffentlich kund getan hatte, möglicherweise auch in der Gaststätte im Dörfle. Herr Franz Sengle wurde 1940 auf Grund der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ im Rahmen dieser politischen Säuberung zur „Polizeilichen Sicherungsverwahrung“ zuerst ins Gefängnis nach Wolfach verbracht.

Ab dem 24. August 1940 wird er unter der Häftlingsnummer 15468 im KZ Dachau geführt. Eine Verurteilung liegt nicht vor. Später, erfolgte die Überführung in das KZ Sachsenhausen und das KZ Neuengamme. Danach kommt er wieder ins KZ-Dachau. Nach knapp sieben Monaten im KZ Dachau wurde Franz Sengle von seinem Martyrium erlöst, eines von über 41.000 Schicksalen allein in diesem Konzentrationslager. „Der Grund für die Verfolgung und die Inhaftierung geht aus unseren Unterlagen nicht hervor.“, so teilte das Archiv Dachau im Rahmen der Recherchen mit.

Bei seiner Verhaftung war Karl sechs, Erika vier und Maria zwei Jahre alt. Die jüngste Tochter Hildegard wurde während seiner Inhaftierung im KZ Sachsenhausen geboren. Das Leben im Laßgrund war nun geprägt von tiefster Armut. Die Mutter forderte die Kinder immer wieder auf, ehrlich zu sein. Dennoch war die Ablehnung im Tal greifbar. Auch war sich mancher Mitbürger während der Kriegszeit, aber auch darüber hinaus nicht zu schade, den vernichtenden Vorwurf zu äußern: „Euer Vater war doch Zuchthäusler!“ Innerhalb der Familie folgten Jahrzehnte des Schweigens, des Verdrängens, des Haderns.

Erst die Verlegung eines Stolpersteines im Laßgrund durch die Gruppe „Wider des Vergessens“ aus Hausach im Herbst letzten Jahres gab die befreiende Antwort:

Franz Sengle war ein freiheitsliebender und außergewöhnlicher Mann, der allein wegen seines Mutes Kritik am Naziregime zu äußern in Dachau ermordet wurde.

Sein Mut, so Robert Hermann zum Abschluss seines Vortrags, soll für uns ein Beispiel sein, uns auch heute nicht von falschen Parolen vereinnahmen zu lassen und die Würde jedes einzelnen Menschen immer wieder in den Focus unseres persönlichen und politischen Handels zu stellen.