In diesen Tagen jährt sich zum siebzigsten Mal die entscheidende Volksabstimmung, die zur späteren Gründung des Landes „Baden-Württemberg“ führte. Günter Buchholz aus der Heimathausgruppe Tennenbronn hat die damaligen Geschehnisse in diesem Geschichtsspurenbericht zusammengefasst.
Emotionale Volksabstimmung
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Baden und Württemberg als Länder nicht wiederhergestellt. Auch Hohenzollern wurde von den Alliierten 1946 endgültig aufgelöst. So entstanden drei Länder im deutschen Südwesten. Die Länder „Baden“ und „Württemberg-Ho-henzollern“ unter französischer Regie und das Land „Württemberg-Baden“ das von den Amerikanern gegründet wurde.
Bei dem Versuch, diese drei Länder zu einem Bundesland zusammen-zuschließen hatten die Westalliierten, also Großbritannien, die USA und Frankreich 1948 noch mehr als nur ein Wörtchen mitzureden. Die Militärgouverneure hatten damals die Südwest-Ministerpräsidenten aufgefordert, die Grenzen der einzelnen Länder zu überprüfen. Für den (süd)badischen Ministerpräsidenten Leo Wohleb konnte dies nur die Wiederherstellung des Landes „Baden“ insgesamt bedeuten. Als sogenannter Altbadener warb er für die Wiederherstellung Ge-samtbadens mit Karlsruhe als Hauptstadt und gegen die Vereinnah-mung Badens durch die Württemberger Ministerpräsidenten Gebhard Müller und Reinhold Maier. Nachdem sich bei in einer Probeabstimmung in Tennenbronn 1950 über 60% der Abstimmenden für einen Südweststaat ausgesprochen hatten, versuchte Leo Wohleb im September 1951 bei einer Versamm-lung im Tennenbronner Gasthaus „Engel“ das Ruder noch einmal her-umzureißen. Da eine frühere
In leidenschaftlichen Plakaten wurde damals für die Wiederherstellung Großbadens und gegen die Vereinnahmung Badens durch den Südweststaat geworben
Heute -Tag genau- vor 70 Jahren, am 9.Dezember 1951, kam es dann zur entscheidenden Volksabstimmung im bundesdeutschen Südwes-ten. In Tennenbronn sprach sich bei einer niedrigen Beteiligung eine knappe Mehrheit für den Südweststaat aus. Auch im Landkreis Villin-gen, zu dem Tennenbronn gehörte, gab es eine knappe Mehrheit von 56,4 Prozent für den Südweststaat, von dem man sich weniger Büro-kratie und eine verschlankte Verwaltung versprach. Welch ein Trug-schluss! Die endgültige Namensgebung mit dem Namen „Baden-Württemberg“ erfolgte dann 1953. In Tennenbronn blieb es trotzdem bei der Anhänglichkeit an Baden. So wird bei vielen Veranstaltungen in Tennenbronn auch heute noch das Badnerlied gespielt und gesungen. Fast vergessen ist da der Vers, der 1951 noch eine Rolle spielte: Der Schwabe liebt uns ja so heiss Er ist ein Demokrat Er stiehlt das schöne Badnerland Mit Schwindel und Verrat…. Ganz so schlimm ist es ja nicht gekommen.
Heimathaus Tennenbronn von Günter Buchholz