Die Erfolgsgeschichte Baden-Württembergs begann am 25. April 1952. Der Musikverein „Frohsinn“ hat vor 30 Jahren das 40. Landesjubiläum mitgestaltet. Für das Heimathaus ist dies Anlass, an die Ereignisse zu erinnern.
Die alten seit 1810 bestehenden Landesgrenzen mussten nach dem Krieg den Besatzungszonen weichen und wurden zu den Ländern Baden, Württemberg-Hohenzollern und Württemberg-Baden neu geformt. Mit dem Wiederbeginn des politischen Lebens ab 1948 begann die Diskussion über die Zukunft der drei Länder. Während die württembergi-schen Teile stark für eine Vereinigung plädierten, wandten sich viele Politiker im Land Baden dagegen und strebten einen eigenen Staat in den Grenzen von 1810 an. Dafür wurde eine sehr leidenschaftliche, teilweise polemische Pro-paganda betrieben und auch das Badnerlied erfuhr in diesen Jahren eine Renaissance.
Die württembergische Stadt Schramberg war fast vollständig von badischem Nachbargebiet mit kleineren Kommu-nen umschlossen. Der Wunsch nach einer Vereinigung beider Länder spielte daher beiderseitig immer wieder eine wichtige Rolle. Am 13. September 1950 versuchte der Badische Ministerialrat Rappenecker in Tennenbronn Stim-mung für den Erhalt des Landes Baden zu machen. Die Versammlung geriet in eine sehr hitzige Atmosphäre, bei der sich Gegner und Befürworter gegenseitig beschimpften und beschuldigten. „Verrat“ und „mangelnde Heimattreue“ waren Vorwürfe der Anhänger von Altbaden, die sich in einem neuen Südweststaat an den Rand gedrängt fühlten. Dessen Befürworter führten pragmatischere Argumente an: August Groß wies beispielsweise auf die 1922 erfolgte Vereinigung der beiden Gemeinden Evangelisch und Katholisch Tennenbronn hin und empfahl diese als Vorbild: „Heute hat niemand mehr Grund, in Tennenbronn zwei Gemeinden zu wünschen“. Ein Landwirt schilderte, wie nachteilig die Grenze wirkte. Das in Württemberg fett gemachte Vieh musste im Schwarzhandel nach Tennenbronn geführt werden, da es sonst in der Notzeit kein ordentliches Fleisch gegeben hätte. Kirschen hätten die Tennenbron-ner nicht gehabt, weil sie ihnen auf dem Rückweg von Schiltach an der Landesgrenze von badischen Polizisten abge-nommen worden seien. In Schramberg musste man ja durchs „Ausland“ reisen.
Bei einer Ende 1950 durchgeführten Probeabstimmung stimmten 64 % der Tennenbronner Wähler für den Zusam-menschluss. Eine Entscheidung war damit noch nicht gefallen. Am 8. September 1951 sprach der badische Staatsprä-sident Leo Wohleb, ein strikter Gegner eines neuen Süd-weststaats, im Gasthaus Engel. Das von ihm regierte Land erhob den Anspruch, legitimer Erbe des alten Landes Baden zu sein und er forderte die Wiederherstellung Gesamtba-dens als eigenständiges Land. Der Auftritt im Engel brachte keine Wende mehr. Wie schon bei der Probeabstimmung waren in der zweiten Abstimmung am 9. Dezember 1951 immer noch 54 % der Tennenbronner für den Südweststaat. Durch die große Zustimmung von 92 % in Württemberg und 57 % in Nordbaden kam es so am 25. April 1952 zum neuen Bundesland Baden-Württemberg.
Das Bundesverfassungsgericht gestand der badischen Be-völkerung am 7. Juni 1970 eine erneute Abstimmung zu, die mit 82 % den eindeutigen Verbleib im „Lände“ ergab.
Für die Vereinsgeschichte des MV „Frohsinn“ Ten-nenbronn war die Einladung zum 40. Geburtstag des Landes Baden-Württemberg am 25. April 1992 ein ganz besonderes Ereignis. Nach dem Staatsakt in der Stuttgarter Oper durfte der „Frohsinn“ über 1000 ge-ladene Gäste vor der Staatsoper musikalisch unteral-ten, bevor diese zum Empfang in den Landtag gingen. Auch die Musiker aus dem Schwarzwald waren nach dem Auftritt in den Landtag eingeladen und genossen ausgiebig das ausgezeichnete Buffet.
Heimathaus Tennenbronn von Alfred Moosmann – (Textquelle Carsten Kohlmann )