Das Fazit fiel ernüchternd aus: In einem endlichen System ist unendliches Wachstum nicht möglich. So wie wir heute den Planeten ausbeuten, bräuchten wir 1,7 Erden. Wie haben es unsere Vorfahren geschafft, mit den vorhandenen begrenzten Möglichkeiten zu überleben? Dr. Stefan Blum referierte für das Heimathaus Tennenbronn am Buß- und Bettag, den 16. November darüber, wie im kargen und arm ausgestatteten Schwarzwald die Ressourcen intelligent, sparsam und vollständig genutzt worden sind.

Eingangs stellte Dr. Blum dar, was der Begriff „Nachhaltigkeit“ ausdrücken soll. Es ist ein Aspekt der Ressourcenschonung und des Umweltschutzes, nachhaltig steht gegen kurzfristig. Durch die massenhafte Verwendung in der Werbung – ein Aufruf bei Google bringt über 17 Millionen Ergebnisse – hat die Glaubwürdigkeit des Wortes leider stark gelitten.

 

Dem siedlungsunfreundlichen Schwarzwald mit zeitweise bis zu 7 Monaten Schnee rangen die ersten Einwanderer mühsam Wirtschaftsflächen ab. Die Asche abgebrannter Flächen sorgte für Düngung des zuerst eingesäten Getreides und durch die stets wechselnde Nutzung als Feld- und Grasland konnten sich die Böden erholen. Obwohl der Ertrag längst nicht die heutigen Erwartungen erfüllte, reichte er zur Versorgung mit allem. Die Grasflächen wurden mit Wassergräben durchzogen, das gestaute Wasser leitete eine frühere Schneeschmelze ein und beschleunigte das Wachstum.

Das Schwarzwaldhaus und seine Sonderheiten nahmen im Vortrag breiten Raum ein. Häuser wurden aus natürlichen Baustoffen errichtet, auch das von Hand gedroschene Stroh war dabei vielseitig verwendbar, beispielsweise zur Dachdeckung. Der Stall für die Tiere lag oft unten und die Wärme zog in die darüber liegenden Teile. Unter dem Stall bildete sich durch Verrottung von tierischen Fäkalien mit Streu und Grassoden der nährstoffreiche Dohlenmist, der zur Düngung ausgebracht wurde. Der Ofen zum Heizen wurde mit in Reiswellen gebundenen Waldabfällen bestückt. Die „Rauchküche“ erfüllte gleich mehrere Aufträge: Die Feuerstelle erwärmte die Speisen, der auftreibende Rauch minderte die Stalldünste, räucherte das Fleisch, trocknete unreifes Getreide und machte es pilzfrei und beizte das Gebälk gegen Schädlinge. Die Asche wiederum wurde zur Düngung und zur Herstellung von Lauge für Seifen verwendet. Für den Menschen selbst war die Rauchküche dagegen eher ungesund – man arbeitete quasi im Abgas.

 

Schnell wachsende Eschen oder andere Laubbäume nahe beim Haus zu pflanzen, hatte gute Gründe: Sie bremsten den Winddruck oder Windsog, dienten als Blitzableiter und die Blätter dienten als Futter- und Streumaterial. Um die Lebensdauer und den Ertrag der Laubbäume zu erhöhen, wurden sie zurückgeschnitten. Die abgeschnittenen Triebe von Weiden dienten zum Flechten von Körben, aus Birkenreisig entstanden Besen. Geflochtenes Stroh fand Verwendung bei Bienen- und Brotkörben, Strohflaschen, Strohschuhen, Strohtaschen, Strohhüten, Strohtaschen und mehr.

 

Ums Waschen drehte sich eine weitere Betrachtung. Zu viel Waschen galt lange Zeit als Unsitte, das galt für die Kleidung ebenso wie für den Menschen selbst. Die damit verbundenen Mühen dürften zu dieser Einstellung beigetragen haben. Das Waschwasser war noch frei von Zusätzen und konnte anschließend zum Gießen oder nach dem Geschirraufwasch samt den Speiseresten im Schweinetrog verwendet werden. Auch der „Abtritt“ hatte nur natürlichen Inhalt ohne bedenkliche Reste wie Medikamente oder Hormone. Seine Verdünnung lief über Weiher und Wassergräben zur Düngung aufs Feld. Die Wasserkraft wurde in Mühlen genutzt, mit denen Getreide geschrotet und gemahlen oder über Transmission Maschinen betrieben wurden. Später kamen im Stromhäusle Turbinen für elektrische Energie hinzu.

 

Mit dem möglichen Bezug von Fremdenergie erfolgte ein Paradigmenwechsel und der Aufbruch der vorherigen Kreisläufe. Neben Strom galt das auch für Treibstoffe und Düngemittel. Der Anbau wurde intensiviert und spezialisiert. Mit weniger Arbeitskräften konnten größere Flächen bewirtschaftet und die Erträge gesteigert werden, die ersten Lagesilos entstanden. Der Grenzen der Ausbeutung der Natur fielen.