Mit dreißig Gästen war der Leseraum des Heimathauses bis auf den letzten Platz gefüllt, darunter auch etliche ehemalige Schülerinnen und Schüler von Werner Bliß. Er zeigte sich überaus erfreut über den großen Zuspruch, trotz des herrschenden strahlenden Spätsommerwetters. Gerne versah er erworbene Bücher mit einer Widmung und vor und nach der Lesung traten im Zwiegespräch manch alte Erinnerungen wieder hervor. Werner Bliß, der sich nicht nur als Buchautor, sondern vielseitig künstlerisch betätigt, hatte auch einige seiner Gemälde ausgestellt. Gerne erklärte er den interessierten Besuchern seine Gedanken und Techniken, die hinter den Bildern stecken.
Die Heimat und der Schauplatz der Kindheitserinnerungen von Werner Bliß ist der Friseursalon seines Vaters in Schiltach. Er hat sie in einem Buch festgehalten und las am Sonntag, den 1. September, im Tennenbronner Heimathaus daraus vor.
Werner K. Bliß war von 1972 bis 1985 Lehrer an der Grund- und Hauptschule in Tennenbronn und seine ersten Schüler werden heuer 60 Jahre alt. Das war ein guter Grund für die Einladung ins Tennenbronner Heimathaus. An seine erste Wohnung beim „Ketterer-Sepp“ kann er sich gut erinnern. Nach seiner Zeit in Tennenbronn lehrte Werner K. Bliß an einer deutschen Schule in Portugal. Ein Friseurbesuch in Lissabon ließ ihn an die Kindheit in Schiltach zurückdenken und das jüngst erschienene Buch verfassen.
„Von Nackenpinseln und Effilierscheren“, der Buchtitel verrät, wie detailliert die Einrichtung, die Abläufe und die Kunden des Salons Bliß in Schiltach beschrieben sind. So verschaffte die erste Episode den Zuhörern einen Eindruck von der Umgebung, in der der Autor aufgewachsen ist. „Es isch koi Mädle“ – sogar der Freudenruf des Vaters bei seiner Geburt ist festgehalten. Das Drama der „kaputten Tierle“ nahm seinen Raum ein. Die regelmäßigen Geschenke der Mannheimer Verwandtschaft hatten sich zu einem richtigen Tierpark angesammelt und waren das Lieblingsspielzeug geworden. Als der Vater sie anderen Kindern gab, um ihnen die Angst vor dem Friseursessel zu nehmen, brachen nicht nur die Figuren, sondern für den kleinen Werner eine Welt entzwei. So folgten Episoden aus der Schul- und Gymnasialzeit und auch ein Ereignis mit dem „langen Dunninger“, der in Tennenbronn damals als Werbeträger für die Firma Schneider tätig war. Der Vater war nicht mehr in der Lage den mit 2,41 m größten Mann Europas nach einem Auftritt in Schiltach nach Hause zu fahren. So musste Werners 17-jähriger Bruder einspringen, ohne Führerschein und ebenfalls leicht angetrunken. Wie der Riese ins Auto gesteckt und wie eine Polizeikontrolle in Schramberg folgenlos gemeistert wurde, ist anschaulich erzählt.