Selbstlob liegt ihm fern und sein Auftritt ist niemals abgehoben. Das macht Roland Schneider menschennah und in Tennenbronn allseits bekannt. Entsprechend groß war der Andrang am vergangenen Mittwoch, den 26. März zum Vortragsabend des Heimathauses im katholischen Pfarrsaal. Roland Schneider berichtete dort über die Geschichte der Firma Schneider und an seine Erinnerungen an 38 Jahre als Geschäftsführer.

Die 1938 von Rolands Vater Christian Schneider gegründete Firma war anfangs eine Dreherei. Nach dem Krieg suchte er nach neuen Aufgaben und wollte auch gerne eigene Produkte entwickeln. Durch den Kontakt zu Füllhalter-Herstellern stieß Christian Schneider auf ein neues Schreibgerät aus Amerika, den Kugelschreiber. Der steckte noch voller Kinderkrankheiten und Schneider machte sich erfolgreich an die Verbesserung. Schon in den 1950er Jahren war dann „die gute Schneider-Mine“ zum eigenen und bekannten Markenartikel geworden und fertige Kugelschreiber kamen dazu.

Ein Unternehmensfilm machte den Zuschauern die frühe und die neue Entwicklung der Firma anschaulich. 1975 kam die Zeit von Roland Schneider, der an der Seite seines Vaters in die Firma eintrat. Die gemeinsame Geschäftsleitung dauerte jedoch nur kurz, da Christian Schneider bereits im Sommer 1978 verstarb.

 

Roland Schneider erzählte von seiner Bewunderung der japanischen Kultur und Innovationskraft, die er bereits als Student kennenlernen durfte. Auch auf dem Schreibgerätemarkt wuchs der Wettbewerb aus Fernost durch neue Tintenschreiber mit Faser- und Kugelspitzen bedrohlich an. Konsequent verfolgte er nun die technische Weiterentwicklung der Firma zum Hersteller sämtlicher Arten von Schreibgeräten. Das war mit gewaltigen Investitionen verbunden, sowohl in Entwicklung und Technik, wie auch in Gebäude. Letzteres ist ein Zeugnis von der großen Heimatverbundenheit und dem Verantwortungsbewusstsein von Roland Schneider, denn das Areal im Schwarzenbach war alles andere als günstig für die Erweiterungen.

 

Ein Meilenstein in der Geschichte war der Fall der Mauer im Jahr 1989, auch in der Geschichte von Schneider. Im März 1991 erhielt Roland Schneider die Möglichkeit, die Firma Heiko in Wernigerode in Sachsen-Anhalt von der Treuhand zu kaufen. Die Firma hatte rund 500 Mitarbeiter, aber praktisch alle in Kurzarbeit Null, da der Verkauf deren Produkte komplett zusammengebrochen war. Von besonderem Interesse war die dort vorhandene Reglertechnik für Füllhalter und Tintenschreiber, die Schneider noch fehlte. Innerhalb von zwei Wochen legte Schneider ein Entwicklungsprogramm vor und erhielt schon im Juni 1991 den Zuschlag gegen zwei Konkurrenten. In die später in Schneider umbenannte Firma in Wernigerode wurden inzwischen mehr als 50 Millionen Euro investiert und die Zahl der dort Beschäftigten ist von anfänglich 50 auf das fast Dreifache angewachsen. Die gefertigten Füllhalter und Tintenschreiber mit Reglertechnik werden in alle Welt vertrieben.

Roland Schneider verschwieg in seinem Vortrag aber auch Krisen und Misserfolge nicht. Beispiele dafür waren die Aufkündigung der fast 30 Jahre dauernden Vertriebspartnerschaft durch edding, der rasche Zusammenbruch des mit viel Aufwand entwickelten Geschäftes mit Plotterstiften und die durch die Banken angelegten Fesseln nach den zeitgleichen Baumaßnahmen in Tennenbronn und Wernigerode in den frühen 2000er Jahren.

 

Die getätigten Investitionen verbesserten aber kontinuierlich die Position von Schneider als zuverlässiger Lieferant des Handels. Der „kleine Schneider“ aus dem Schwarzwald hat heute viele der einstmals großen Schreibgeräte-Marken überholt oder sogar überlebt. 2013 übergab Roland Schneider die Geschäftsleitung des gesunden Familienunternehmens in die dritte Generation an seinen Sohn Christian.

 

Schöne Erinnerungen pflegt Roland Schneider an seine Reisen in alle Kontinente, auf denen er viele interessante Menschen kennenlernen durfte. Ein besonderes Erlebnis war dabei ein gemeinsames Hotel und ein Flug mit dem brasilianischen Fußballgott Pele, wovon er noch ein persönliches Autogramm bewahrt hat. Wichtig in seinem Berufsleben war ihm das gegenseitige Verständnis und Zusammenwachsen mit den Mitarbeitern in Wernigerode – von dort wurde ihm in einem Filmdokument bescheinigt, dass er so gar nicht das sei, was man sich unter einem westdeutschen Kapitalisten vorgestellt habe.