Der katholische Pfarrsaal war auch bei dieser Veranstaltung der Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus sehr gut gefüllt. Wenn Alfred Kunz einen historischen Vortrag hält, so bürgt der Name für Qualität. Er hat wieder mit viel Akribie in den Archiven gestöbert und fand als älteste Karte in der Tennenbronn erwähnt ist die Pürschgerichtskarte des Klosters St. Georgen, in der die Jagdrechte der Klosterherren verzeichnet sind. Hingegen ist in der Pürschgerichtskarte von Rottweil von 1556 die Umgebung von Tennenbronn noch aufgezeichnet, der Ort selbst fehlt aber. Aus dieser Zeit existeiren noch Hoftauschkarten von 1558 und 1584 (Reproduktion im Heimathaus). Hier wurde der Versuch unternommen, die komplizierten Tennenbronner Besitzverhältnisse zu entflechten, was aber unter anderem an der Bewertung der Höfe scheiterte. Der Gardner Altas und die Öttinger Karte (1609) stammen ebenfalls noch aus dieser Zeit. Alle Karten sind mehr oder weniger ungenau und haben mehr oder weniger Fehler.
In einer Liste, die damals angefertigt worden ist, und jetzt im Staatsarchiv Freiburg aufbewahrt wird, sind die Namen der vom Tausch betroffenen Personen aufgeführt. Genannt werden neben dem Vorstand des Haushalts, die zugehörige Ehefrau und die Anzahl der Söhne und Töchter. Insgesamt mussten 194 Personen, die sich 63 Haushalten zuordnen ließen, ihre Gemeindezugehörigkeit wechseln. Evangelisch Tennenbronn wurde durch diesen Wechsel in seiner Bevölkerungszahl entscheidend zurückgeworfen. Welch ein brachialer Umbruch, denn wem ist bewusst, dass die Kernzelle Tennenbronns um die evangelische Kirche einmal zu Langenschiltachgehört hat oder selbst Bürger in Unterschiltach er erst durch den damaligen HöfetauschTennenbronnerBürger geworden ist!
Im zweiten Teil seines Vortrags ging der Referent auf die einzelnen Klosterlehen in Tennenbronnen ein. Detailliert beleuchtete er die Geschichte und die Familien der betroffenen Bereiche beim Lehenbei der Kirche, dem sogenannten Langenbacher Hof unterm Dorf, dem Lehen im Eichbach, dem Falkenhof, dem Lehen an der Linde und an der Weiherhalde und dem Lehen in Unterschiltach und auf der Hub. Schon im Güterbuch des Klosters St. Georgen aus dem 13. Jahrhundert sind unter der Überschrift „in Tennenbrunnen“ mehrere Höfe vermerkt. Einer davon wird mit dem Ausdruck „Curia“ bezeichnet, was darauf deutet, dass sein Inhaber wohl der Verwalter für die Lehenshöfe in der Umgebung war.
Die wichtigste historische Karte ist die Gemarkungskarte aus der Zeit um 1825-1831. Dort wurde der genaue Verlauf der Gewässer, die Höhenlinien, die Nutzung der Landschaft, die Wege, die Höfe inklusive Nebengebäude und deren Grundstücksgrenzen bis hin zu Wegkreuzen und Grenzsteinen detailliert aufgenommen. Sie ist die erste Karte, die nach wissenschaflichen Methoden detailgetreu und maßstäblich angefertigt wurde. Eine Reproduktion dieser Karte ist Grundlge der digitalen Höfekarte im Heimathaus.
Der Vortrag ist für den persönlichen Gebrauch auf DVD über die Projektgruppe Heimathaus erhältlich.
Pressespiegel
Aus: Südkurier vom 29. 01. 2016 von Werner Müller
Tennenbronner Geschichte: Auf Karten ist der Ort nur mit viel Fantasie zu finden
Vor 266 Jahren zeichnet ein Stuttgarter den Ort Dinerbronnen auf einer Karte ein. Da braucht es viel Fantasie, um dahinter Tennenbronn zu vermuten. Alfred Kunz kennt noch weitere historische Karten des Ortes und deren Eigenheiten. mehr