Im Jahre 2023 sartete das Korbmacherprojekt der Heimathausgruppe Tennenbronn.
Weidenflechten ist ein uraltes Kulturgut. 12000 Jahre alte Weidenkörbe wurden von Archäologen zum Beispiel als Grabbeigaben gefunden.
Und auch im Schwarzwald waren Weidenkörbe oder allgemein Korbwaren in jedem Haushalt zu finden. Sie wurden vielfältig benutzt.

Kontakt: Ulrich Grießhaber
E-Mail: weiden@heimathaus-tennenbronn.de
Telefon: 07729 91079

Weidenstöcke in Tennenbronn

Fast jeder Hof im Schwarzwald und in Tennenbronn hatte seine Weidenstöcke die das Material für den eigenen Gebrauch lieferten.
Sie standen oft beim Brunnen oder Weiher. Weidenstöcke standen auch an den Wiesenhängen, wo Wassergräben für die Bewässerung sorgten. Sie dienen an Bächen auch zur Befestigung der Ufer.

Historisches Bild Hinterer Klausenhof mit Weidenstöcken
Historisches Bild Hinterer Klausenhof mit Weidenstöcken

Der Josenhof in Tennenbronn baute früher 600 Zentner Kartoffeln an. Sie wurden von Hand auf den Feldern aufgelesen. 30 Weidenkörbe waren dabei im Einsatz. Diese wurden aus den hofeigenen Weiden vom Korbmacher King (Lauterbach) oder in den Blindenwerkstätten Heiligenbronn hergestellt.

Die Weidenstöcke mussten inzwischen meist der modernen Landwirtschaft weichen. Die Weiden wurden nicht mehr benötigt und nicht mehr geschnitten. Dann wachsen die Weiden sich zu sehr großen Büschen und Bäumen aus. Sie stören dann rund um den Hof und werden gefällt.

An Bachläufen findet man deshalb noch am häufigsten alte Kopfweiden.
„Kopfweiden“ entstehen, wenn der Weidenstock immer unten an der gleichen Stelle geschnitten wird. Mit der Zeit bilden sich dann je nach Alter Weidenköpfe mit einem Durchmesser von bis zu 1 Meter.

Korbmacher in Tennenbronn

Körbe wurden meist im Winter geflochten und ausgebessert, wenn die Landwirtschaft ruhte. Es gab professionelle Korbflechter in Tennenbronn, die ihr Handwerk für ihre Kundschaft ausführten. Diese waren in Tennenbronn aber wohl eher selten. Ihnen wurden die Weiden von den Höfen angeliefert und sie haben daraus Körbe geflochten. Oder sie zogen im Winter von Hof zu Hof und haben dort mit den Weiden des Hofes Körbe geflochten oder ausgebessert. Das fand dann oft in der Wohnstube statt. Die professionelleren Korbmacher schälten auch Weiden und führten feinere Korbwaren aus. Wäschekörbe oder Beerenkörbe zählten zum erweiterten Sortiment.

Sehr viele Korbmacher übten ihr Handwerk jedoch nur für den Hausgebrauch aus. Sie fertigten oft nur Holzschidde oder Bogenschidde.

Aktuell bekannte Korbmacher in Tennenbronn waren:

  • S’Adalberte: Familie Martin an der Weierhalde
  • Theodor Staiger, Wiesenstraße, „Besenbinder“
  • Andreas Weisser, Dobel
  • Wendelin Rapp, Unterm Dorf, für den Hausbedarf
  • Alexander Kieninger, Bartles, Schwarzenbach, für den Hausbedarf
  • Thomas Haas, Öhle, für den Hausbedarf, Schidde und Beerenkörbe
  • Gustav Storz, Altenvogt
  • Karl Storz, Flori Karl, Dobel
  • Mauerhäusle
  • Kohlwaldmaler, Heinrich Fleig, Löwenstraße
  • Karl Auber, geb. in Tennenbronn 16.10.1892 Tennenbronn, später dann Korbmacher am Schachen in Aichhalden

Korbmacher Adalbert Martin „S’Adelberte“

Zu den professionelleren Korbmachern zählten sicherlich S‘ Adelberte, Adelbert Martin mit den Söhnen Gottfried und Wilhelm Martin.

Korbmacher Adelbert Martin mit Frau und Sohn Wilhelm
Korbmacher Adelbert Martin mit Frau und Sohn Wilhelm

Die Korbmacher im Dorf weichten die Weiden oft im damaligen Schwimmbad oder im Bach an der Säge ein. Verarbeitet wurden sie dann auch teilweise in der danebenliegenden Säge. Ein altes Bild zeigt noch eine Plattform an der Front der Säge wo Weiden gelagert wurden.

Löwensäge mit Plattform der Korbmacher
Löwensäge mit Plattform der Korbmacher

Korbmacher ein Lehrberuf

Einige Tennenbronner Höfe gingen mit ihren Weiden zum Korbmacher Alfons King vom Hinteren Hasenbauernhof in Lauterbach. Er hat Korbmacher gelernt bei der Firma Mayer in Schramberg und war Korbmachermeister. Er legte den Meister 1937 in Reutlingen ab.
Heute gibt es noch die Staatliche Berufsschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels (Coburg, Oberfranken).

Meistrbrief Alfons King, Lauterbach
Meistrbrief Alfons King, Lauterbach

Das Korbmachen

Für das Korbmachen werden einjährige Weidentriebe verwendet. Die Weiden werden deshalb im Winter von November bis Februar an einem frostfreien Tag geschnitten. Die Weidenruten sollten nicht verästelt, lang und dünn sein.

Weidenschneiden in Tennenbronn

 

Danach werden beschädigte, verästelte oder qualitativ schlechte ruten aussortiert. Die guten Ruten werden dann nach Länge und Dicke sortiert. Sie werden dazu in einem Fass locker aufgeschüttelt und die längsten Ruten jeweils herausgezogen. Man nennt diesen Vorgang deshalb auch „Verziehen der Weiden“.

Weiden sortieren - verziehen von Weiden

 

Nun müssen die Weiden einige Monate trocken. Das entzogene Wasser lässt die Weiden schrumpfen. Die Körbe bleiben dadurch stabil und fest.

Sollen Weiden geschält werden, müssen diese im Frühling beim Austreiben der Blätter geerntet werden. Dann sitzt die Rinde locker und kann mit einem Weidenschäler entfernt werden.

Weiden schälen

 

Es sind also viele Schritte und Handgriffe notwendig bis ein Korb überhaupt erst geflochten werden kann.

 

Ein Weidenkorb entsteht

Der Korbboden

Bodenkreuz Speigel

Die Basis für alle Körbe das Bodenkreuz, das je nach Größe des Korbes mit 3-4 Bodenstöcken erstelt wird. Ein Teil der Stöcke wird mittig aufgespalten und die anderen Stöcke durchgesteckt. Das Kreuz wird dann 2-3 Mal umwunden. Es entsteht der „Spiegel“.

Boden halbfertig

Die Bodenstöcke werden abgespreizt und nach unten gedrückt. Der Boden soll nach innen gewölbt sein, damit der Korb einen festen und stabilen Stand hat und der Boden nicht durchgedrückt wird.
Mit jeweils zwei dünnen Weiden wird dann gefitzt, dünn auf dünn, dick auf dick.

Boden fertig

Das Aufsetzen des Korbes

Staken einstecken klein

Bei einem Bodenkreuz mit 3 Stöcken werden dann 24 Staken jeweils neben die Bodenstöcke gesteckt und nach oben abgeknickt. Man spricht vom „Aufstaken“. Der Bodenrand kann jedoch mit unterschiedlichen Techniken gefertigt werden.

Setzkimme klein

Die Korbwand

Korbwand

Je nach Höhe der Korbwand werden 1-2 „Schichten“ geflochten. Dazu nimmt man pro Schicht 24 Weiden (bei 3 Bodenstöcken) und flechtet „vor1, hinter1“.

Als Beginn und Ende einer Schicht wird zur Stabilisierung eine Kimme geflochten. Eine Kimme ist ein verdrehtes Geflecht mit 2 Mal 3 Weiden. Dünn beginnend, Dick auf dick ansetzen.
Je nach Ort wo die Kimme geflochten wird spricht man z.B. von der Bodenkimme oder Setzkimme.

Der Zuschlag – oberer Rand

Zuschlag1

Abschluss der Korbwand bildet der Korbrand, auch Zuschlag genannt.

4 paariger Zuschlag zum Beispiel: Begonnen wird mit 4 Mal Hinter 2 vor 1.
Danach Vor 3 hinter 1 und dann umlegen der letzten stehenden Weide hinter 2 parallel zur voherigen Weide.

Die Weide – Kopfweide – Weidenbaum

Weide am Bach
Weide am Bach

Die Weiden kommen  weltweit auf der nördlichen Erdhalbkugel bis zur Antarktis vor. In unseren Breiten wachsen sie häufig an Bächen, wo sie als Hecke oder Bäumchen bis 10 Meter hoch werden können.
In den nördlichen Breiten kriechen sie nur wenige Zentimeter hoch über den Boden.

Weidenbaum
Weidenbaum
Kopfweide
Kopfweide

Erst durch den dauernden Beschnitt der Weiden bildet sich die Wuchsform der Kopfweiden.

Kopfweide
Kopfweide
Weidenkätzchen männlich
Weidenkätzchen männlich

Weiden sind zweihäusig, das heißt sie haben männlich und weibliche Blüten. Die männlichen flaumigen Blüten mit ihren gelben Staubbeuteln werden landläufig Kätzchen genannt.

Weidenkätzchen weiblich
Weidenkätzchen weiblich