Die Hintergründe des Geschehens in der NS-Zeit in Tennenbronn sind bereits ausführlich beschrieben worden: Wladyslaw Repetowski aus Iwkowa/Polen kam in der NS-Zeit 1940 als Zwangsarbeiter auf einen Hof am Langenberg in Tennenbronn. Dort wurde die minderjährige Tochter des Bauern, Agnes Kunz, von ihm schwanger. Der junge Pole wurde festgenommen und in das KZ nach Dachau gebracht. Nach einem halben Jahr wurde Wladyslaw zum Tode verurteilt und zur Hinrichtung zurück nach Tennenbronn gebracht.

Am Ort der Hinrichtung am Weg zum Langenberg stand einst eine hölzerne Gedenktafel, die schon vor Jahrzehnten verschwunden ist. Vom Tennenbronner Heimathaus wurde nun ein neuer Gedenkstein in Form eines Granitkreuzes gestiftet, unterstützt durch eine 30-Prozent-Zuwendung von der Bürgerstiftung Schramberg.

Die schon zahlreichen Gäste bei der am entlegenen Langenberg stattgefundenen Kreuzenthüllung trafen sich anschließend im katholischen Pfarrsaal, welcher mit über 120 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt war. In einem nahezu einstündigen Vortrag präsentierte Stadtarchivar Carsten Kohlmann die Resultate seines Forschungsprojekts, das er als noch nicht abgeschlossen bezeichnete. Nicht nur zum Schicksal des hingerichteten Polen, sondern auch zum Leidensweg seiner Geliebten Agnes Kunz und deren Familie fand er erschütternde Dokumente und Informationen. Die junge Mutter durchlebte die Konzentrationslager Ravensbrück und Uckermark und sah den Vater ihres Kindes nie wieder. Doch auch auf die Spuren der Täter von damals war Kohlmann gestoßen. Er konnte die Befehlskette nachvollziehen und mit konkreten Namen benennen, an leitender Stelle auch ein gebürtiger Schramberger.

Bei der Vorbereitung der Mahnmalsetzung hat das Heimathaus den Kontakt zu Angehörigen der Familie Repetowski in Polen gesucht und hergestellt. Von dort hat die Arbeitsgruppe das Foto des 16-jährigen Wladyslaw erhalten und auch Informationen zur Besetzung ihrer Heimat durch die deutsche Wehrmacht und die Rekrutierung von Zwangsarbeitern. Einer Einladung der Stadt Schramberg zur Gedenkfeier folgten ein Neffe und zwei Nichten mit ihren Partnern und machten sich auf die weite Reise nach Tennenbronn, im weitesten Fall über 1.200 Kilometer. Sie wurden von Mitgliedern des Heimathauses betreut und es entwickelte sich in der kurzen Zeit ein ganz herzliches Verhältnis. Für immer gute Verständigung sorgten die beiden Dolmetscherinnen Elsbetha aus Tennenbronn und Monika aus Schramberg.

Für das würdige Gelingen des Gedenktages haben sich viele Mitbürgerinnen und Mitbürger engagiert, was in Dankesworten unterschiedlicher Redner zum Ausdruck kam. Allen voran die Arbeitsgruppe des Heimathauses unter Leitung von Robert Hermann und dem „Architekten“ des Gedenkkreuzes und Standort-Aufbereiter Fritz Wöhrle. Dem Heimathaus für die Finanzierung und der Bürgerstiftung für den Zuschuss, allen Helferinnen und Helfern bei der Vorbereitung und Durchführung. Auch Angehörige der Familien Repetowski und Kunz haben sich mit persönlichen Beiträgen verdient gemacht.