Welche Bedeutung die Kirchen für die soziale Versorgung unserer Gemeinde in früheren Zeiten hatte wurde im Vortrag „Mir helfe zemme“ der Heimathausgruppe Tennenbronn überdeutlich. So berichtete der Referent Eduard Kopp von den Anfängen der Krankenversorgung im Dorf.  Schon 1888 kamen erstmals zwei Franziskanerinnen von Gegenbach als Krankenschwestern nach Tennenbronn. Nachdem diesen zunächst der Pfarrer kostenlos Kost und Wohnung bieten musste, konnte mit viel Spenden in den Folgejahren das erste Schwesternhaus in der Hauptstraße in Tennenbronn gebaut und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung 1896 von den Schwestern bezogen werden. Damit war der Grundstock für eine Gesundheitsversorgung der beiden damals noch getrennten Gemeinden Katholisch Tennenbronn und Evangelisch Tennenbronn gelegt.

Die Aufgaben der Krankenschwestern waren nicht leicht zu erfüllen. In dem weit verzweigten Dorf mussten zu Fuß große Entfernungen zurückzulegen werden, bei Tag und Nacht oder im Winter bei Eis und Schnee. Bei den Schwerkranken wurden Nachtwache gehalten und mit den Angehörigen viel gebetet. Auch haben die Krankenschwestern ihr Wissen über die Krankenpflege in Vorträgen weitergegeben. Leider sind außer den Namen der Schwestern kaum detailliertere Aufzeichnungen über das Wirken der katholischen Krankenschwestern vorhanden.

Nachdem 1917 das Gasthaus „Germania“ in der Hauptstraße für das Kloster Gengenbach ersteigert war, wurde es unter dem Namen “Josefshaus” zu einem Erholungsheim der Gengenbacher Franziskanerinnen umgebaut. Nachdem das Haus zeitweise mit über 20 Franziskanerinnen belegt war, verlies mit Schwester Bernharda 1999 die letzte Schwester das Josefshaus. Damit endete nach 111 Jahren eine höchst segensreiche Ära der Franziskanerinnen vom göttlichen Herzen Jesu aus Gengenbach in Tennenbronn.

Deutlich tiefergehende Informationen zur Entstehung der Krankenpflege gibt es von der evangelischen Pfarrgemeinde. So ist den Akten zu entnehmen, dass die evangelische Kirche -allerdings deutlich später-, ebenfalls bestrebt war, eine Diakonissenstation in der Gemeinde Evangelisch Tennenbronn aufzubauen. Ausgangspunkt hierfür war die Gründung eines evangelischen Frauenvereins 1921. Dieser hatte unter anderem den Aufbau einer Krankenstation und damit den Rahmen für die Fürsorge für Arme, Kranke und Alleinstehende zum Ziel. Selbst menschliche Schwierigkeiten zwischen Pfarrer und Schwestern, wie z.B. die überstürzte Abreise von Schwester Luise mitten in der Nacht, mit der sie einer Entlassung zuvor kam, sind in den Protokollen nachzulesen.

Das Bestreben von Pfarrer W. Borsbach, den Kindern eine religiöse Erziehung und den Müttern eine Entlastung zu geben, führte 1955 zur Gründung eines Schwesternvereins und zum Bau eines neuen Kindergartens in der Löwenstraße. Etwa 10 Jahre später konnte auch ein Kindergarten unter Leitung einer Schwester des Diakonissen-Mutterhaus Aidlingen in der evangelischen Pfarrgemeinde eröffnet werden.
Die Ausbildung und Qualifizierung von Anna und Maria Moosmann zur Dorfhelferin haben sicherlich den Ausschlag dafür gegeben, dass schon 1956 die Gemeinde Tennenbronn eine Dorfhelferinnenstation bekam. Diese Hilfe war für viele in Not geratene Familien ein großer Segen. Das Wirken der Dorfhelferinnen wurden vom Referenten bis in die heutigen Tage dargestellt.
Eine sehr wichtige Stellung im sozialen Leben, in dem seit 1922 vereinigten Gemeinde Tennenbronn, nahmen in den vergangenen 100 Jahren auch die Hebammen ein. So war es bis in die 1950er Jahre hinein für die Frauen ganz normal, ihr Kind daheim zu gebären. Viel interessantes konnte die Referentin Maria Fleig über das Wirken der Hebammen berichten, die anfangs ohne Fahrzeuge auf der großen Gemarkung oft zeitgleich mehre Schwangerschaften betreuen mussten. Dabei lagen die Kinderzahlen in einzelnen Familien oft im zweistelligen Bereich.
Mit Ausführungen über Hilfen bei Notschlachtungen, sowie über die Hilfe bei Brandfällen mit der 1923 gegründeten Fruchtversicherung, sprach der Referent Eduard Kopp die gegenseitigen Hilfsangebote im landwirtschaftlichen Bereich an. Auch das Wirken der Sozialstation oder des Vereins Bürger für Bürger, der 1989 aufgrund eines privaten Schicksalsschlages einer Tennenbronner Familie entstanden ist und spontan und unbürokratisch hilft, wurde beispielhaft dargestellt und gewürdigt. Mit einem Blick auf die Gründung der Bürgervereinigungen und ihren Beiträgen für die Dorfgemeinschaft endete der letzte Vortrag der Vortragsreihe zum 100. Jubiläum des Zusammenschlusses der beiden Tennenbronner Gemeinden.
Der Vorsitzenden Robert Hermann machte beim abschließenden Dank an die beiden Referenten noch einmal deutlich, mit wie vielen sozialen Einrichtungen und Hilfsangeboten die Kirchen mit ihren Ordensschwestern ab 1900 das Leben im Dorf verbessert und erleichtert haben und welches Ansehen sie damals genossen. Mit einem Hinweis auf die geplanten Festlichkeiten zum Zusammenschluss von 1922 ging der überaus interessante Vortragsabend der Tennenbronner Heimathausgruppe zu Ende.

 

Der Vortrag ist auf DVD für den persönlichen Gebrauch über die Projektgruppe Heimathaus erhältlich.