Auf sehr große Resonanz stieß das Kolloquium „Vier Tennenbronner Persönlichkeiten“ der Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus am vergangenen Mittwoch. Neben den Referenten des Abends konnte der Vorsitzende der Projektgruppe Robert Hermann sehr viele interessierte Gäste im bis auf den letzten Platz belegten Pfarrsaal begrüßen.
Mit Leopold Kunz 1858 – 1917 beleuchtete Alfred Kunz sehr detailliert die letzte volle Amtszeit des damaligen Bürgermeister von Katholisch Tennenbronn und berichtete über die ersten Anzeichen der Annäherung der beiden selbstständigen Gemeinden Katholisch – und Evangelisch Tennenbronn. Streitigkeiten mit dem Pfarrer aber auch nebensächliche Ereignisse, wie ein Bierstreik, bei dem wegen einer Preiserhöhung zum Boykotte der Tennenbronner Wirtschaften aufgerufen wurde, wurden ebenso dargestellt, wie die schwierigen Amtsgeschäfte aber auch die Anerkennung welche Leopold Kunz durch seine geradlinige und anerkannte Amtsführung als Bürgermeister erfuhr.
Robert Hermann rückte als zweite Persönlichkeit den Schreinermeister „Bässlekarl“ 1871-1945 in den Mittelpunkt. Neben der historischen Geschichte des Hauses in der Hauptstr. 1, in dem er aufgewachsen, gewohnt und gearbeitet hat, verblüffte vor allem seine ungeheure Vielseitigkeit: Schreinermeister, Musiker in der Bässlemusik, Wetterglashersteller, Schriftenmaler und Schnitzer, Restaurator, Landwirt, Bauherr von zwei Häusern Gemeinderat und Kassenrechner, was hat der vielseitig begabte Schreinermeister Karl Hermann, der zeitlebens „Bässlekarl“ genannt wurde, nicht alles gearbeitet und geschaffen. Da er auch Leichenschauer und seine Frau Veronika Hebamme in Katholisch Tennenbronn waren lag zusätzlich das „zur Welt kommen“ und das „Sterben“ jahrzehntelang in der Hand dieser „Bässle“-Familie
Mit der Frage „Hat Tennenbronn einen Ehrenbürger vergessen?“, überraschte Stadtarchivar Carsten Kohlmann in seinem Vortrag über den evangelischen Pfarrer Karl Gockel 1796-1879, dessen Lebenslauf und Lebenswerk er in verschiedensten Fassetten vorstellte. Neben Zitaten aus seiner Antrittspredigt als Pfarrer in Evangelisch Tennenbronn zeichnete er mit Hilfe verschiedenster Visitationsberichte lebendige Einblicke in die vor allem „sittlich schwierigen Zustande“ in der kleinen Schwarzwaldgemeinde. Für die meisten war auch völlig unbekannt, dass das „Gockelhaus“, in dem Pfr. Gockel gewohnt hat und welches heute noch äußerlich fast unverändert steht, ursprünglich als Schulhaus der Gemeinde Evangelisch Tennenbronn gebaut wurde. Interessanter Weise stieß Herr Kohlmann bei seinen Recherchen im Archiv der Evangelischen Landeskirche in Baden auch darauf, dass Pfr. Gockel für seine Verdienste beim Wiederaufbau der evangelischen Kirche Tennenbronns nicht nur mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen sondern zusätzlich mit der Verleihung des Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Evangelisch Tennenbronn gewürdigt wurde.
Zum Abschluss des Kolloquiums wurde von Martin Grießhaber sehr aufschlussreich über den Schmied Bartholomäus Weißer berichtet. Für viele überraschend stand dabei nicht nur die Schmiede, in der der Dorfbrand seinen Ausgang nahm im Mittelpunkt seiner Recherchen, sondern Martin Grießhaber zeigte in beindruckender Weise die bedeutenden Verflechtungen, welche diese Familie innerhalb der damaligen Gemeinde Evangelisch Tennenbronn hatte. Viele Zuhörer, die offensichtlich nicht zuletzt wegen diesem Teil des Kolloquiums gekommen waren, erfuhren welche Spuren, Zusammenhänge und Auswirkungen Bartholomäus Weißer mit seinen 11 Kindern bis in die heutigen Tage hinterlassen hat.
Mit dem Lob eines Besuchers „es ist ja unglaublich was man heute wieder neues von der Ortsgeschichte erfahren hat“, ging ein sehr interessanter Abend zu Ende, bei dem die auswärtigen Besucher, wegen der fehlenden Orts- und Detailkenntnisse, es sicher nicht immer ganz leicht hatten.