Bis ins 19. Jahrhundert war der Wachsstock ein einfaches Beleuchtungsmittel. Man brauchte keinen Kerzenhalter, konnte ihn gut in die Tasche stecken und er hatte eine lange Brenndauer.
Kunstvoll aufgewickelt und bunt ausgeschmückt wurden die schnurförmigen Kerzen aber auch zum beliebten Geschenkartikel. Aufgemalte oder plastisch aufgesetzte Verzierungen erinnerten an besondere Ereignisse im Leben, wie Taufe, Kommunion, Firmung oder die Hochzeit. Wachsstöcke waren auch beliebte Mitbringsel von Wallfahrtsorten und trugen Heiligenbilder. Bedienstete und Freunde wurden damit beschenkt. Zu Maria Lichtmess am 2. Februar gab es „Lichtmess-Wachsstöcke“, die in der dunklen Jahreszeit in der Kirche angezündet wurden, um im Gesangbuch lesen zu können.
Zierwachsstöcke diensten jedoch meist nicht zur Beleuchtung, sondern wurden als Liebesgaben und Erinnerungsstücke aufbewahrt. Statt sie abzubrennen stellte man sie als Schauobjekt in den Herrgottswinkel. Johannes Schön aus St. Georgen besitzt eine Sammlung von über 150 Zierwachsstöcken, beginnend um das Jahr 1870, und zeigt diese in einer Sonderausstellung im Tennenbronner Heimathaus. „Was man auf ein so kleines Stück alles drauf bekommen kann“, stellt er bewundernd fest. Sein Wissen über die einzelnen Exponate wird er gerne persönlich vermitteln, beispielsweise über einen Wachsstock in Form einer Mitra, der zum Besuch von Papst Benedikt XVI. gefertigt wurde.
Das Tennenbronner Heimathaus lädt herzlich zu dieser besonderen Ausstellung ein. Sie ist an den beiden Öffnungs-Sonntagen am 5. November und am 3. Dezember 2023 jeweils von 14 – 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.