Pfarrer Paul Schäufele hat seine erschütternden Erlebnsse im 2. Weltkrieg und der anschließenden Gefangenschaft in einem Buch mit dem Titel „Ein Benjamin der Deutschen Wehrmmacht erzählt“ festgehalten.

Ulrike Fleig, eine Nichte von Pfarrer Schäufele, und ihr Ehemann Josef teilten sich den Vortrag über Pfarrer Schäufele. Während Josef Fleig die verbindenden Begleittexte vortrug las Ulrike Fleig einzelne Passagen aus dem genannten Buch vor.  

Bei Kriegsbeginn war Schäufele knapp elf Jahre alt. Als er in den Krieg ziehen musste, gerade mal sechzehn. Paul Schäufele hat in diesem Alter die Hölle durchgemacht und wird noch heute immer wieder von den Ereignissen eingeholt. Mit ca. siebzig Jahren erst begann er in seinen Predigten und persönlichen Gesprächen diese Zeit zu verarbeiten. Ausführlich schreibt er über seine Zeit als Flak-V-Soldat zuerst in der Ausbildung in Friedrichshafen, dann bei der Verteidigung der Messerschmittwerke am Flugplatz in Augsburg. Dort war er bis zur Gefangennahme eingesetzt. In den vorgetragenen Texten ging es immer wieder um die Sinnfrage beim Einsatz von Waffen.

„Wer angreifende Flieger abwehrt und abschießt, der schießt auch die Piloten ab! “

Eine Erkenntnis zu der manche erst spät gekommen sind. Schäufele schreibt in seinem Buch: „Mit Waffen umgehen zu können, rettet einem auch das Leben. Verdrängt habe ich allerdings die Frage, welche Folgen das Bedienen von Waffen für andere bedeutete“. Im Deutschen Reich wurde man mit 21 Jahren volljährig. Die jüngsten Kriegsteilnehmer wie Paul Schäufele waren sechzehn. Sie hatten noch nicht einmal die Schule beendet. Aber sie waren schon mitten drin im Bombenhagel und erlebten eine grausame „Erziehung“, die prägend war für das Leben!

Mit dem vorrücken der Front, kurz vor Ostern 1945, berichtet Schäufele von massivem Artilleriebeschuss, der Panik und letztendlich vom Untergang seiner Flak-Batterie. Tief beeindruckend waren seine Darstellungen, wie ein Getroffener jammerte und nach seiner Mutter phantasierte bevor er verstummte oder die Todesangst, wie er ohne Munition im Erdloch gefangengenommen wurde. Ab jetzt war der Krieg für Paul Schäufele vorbei, nicht aber die Hölle: Gewalt, furchtbare Gewalt vor den Augen des 16-jährigen. Bilder die lebenslang in die Erinnerung eingebrannt sind. Hunger Durst und immer wieder Todesangst – so ist das Lagerleben zu beschreiben, das nun folgte. Die Berichte von ihm über die Gefangennahme und das Lagerleben waren erschütternd. Für unsere heutige wohlbehütete Jugend und unsere Gesellschaft sind sie nur schwer zu ertragen.

08. Mai 1945 – Deutschland hat kapituliert und den Krieg verloren. Das Elend aber fing für viele jetzt aber erst an. Flucht, Vertreibung, Willkür und Rache! Paul Schäufele hat diesen Erinnerungen einige Abschnitte gewidmet. Vor allem den vielen geschändeten Frauen jener Zeit. Schäufele kehrte 1946 in seine Heimatstadt Karlsruhe zurück. Nichts war wie früher, dazwischen eine Jugend, die keine war, nur ein grauenhaftes Erleben.

Die von Ulrike Fleig vorgetragenen Texte ließen die Unbarmherzigkeit im Kriegseinsatz erkennen und beeindruckten die Zuhörer tief. Paul Schäufele wurde Priester, sicher auch im Bewusstsein der Sinnlosigkeit seines Kriegseinsatzes. Auch die Schuldfrage hat ihn zeitlebens nicht mehr los gelassen. „Nicht, dass wir gelitten hätten, ist das Problem ehemaliger Kriegsteilnehmer, sondern, dass andere durch uns gelitten haben. Das ist es, was jeden belastet, der Krieg erlebt hat. Damit müssen wir leben und sterben. Wir haben fremde Länder überfallen.“ Als Schlusswort und Fazit schloss Ulrike Fleig mit einem letzten Zitat aus dem Buch von Paul Schäufele: „Wer immer Krieg erlebt hat, muss seinen Mitmenschen immer und immer wieder sagen: Macht euch zuständig für eure eigenen Taten.“ Dies war sicher die wichtigste Botschaft des Vortrags, auch wenn, wie Josef Fleig zum Abschluss fast resignierend feststellte: „…, die Menschheit aus keinem noch so grausamen Krieg in der Vergangenheit nur eine Kleinigkeit für die Zukunft gelernt hat.“

Pressespiegel

Aus: Südkurier vom 10. 11. 2016 von Werner Müller

Projektgruppe zur Nazizeit hält Vorträge über drei bewegende Schicksale

Tennenbronn – Bisher nicht bekannte Details wurden dabei bekannt. Ulrike Fleig, eine Nichte von Pfarrer Schäufele, und ihr Ehemann Josef teilten sich den Vortrag über den Pfarrer. Ulrike Fleig las aus dem von Paul Schäufele geschriebenen Buch über die Zeit in der Wehrmacht die wichtigsten Passagen vor. mehr